Die Location Recce - was ist damit gemeint?

Zugegeben, ein komisches Wort. Aber der Begriff, der aus dem Englischen stammt, hat sich bei Produktionen durchaus etabliert und so wird aus einer Vorbesichtigung eben eine Recce.

Gerne auch Tech Scout genannt - die US-amerikanische Variante der Location Besichtigung. Tatsächlich kursieren viele Bezeichnungen und deren Abkürzungen - abhängig vom Zweck, abhängig von der Produktionsart und abhängig vom Ursprungsort der Produktion. All diese verschiedenen Begriffe haben eines gemeinsam: sie dienen der Vorproduktion, der Planung und Organisation und dem größtmöglichen Ausschluss von unliebsamen Überraschungen, die während einer Film- oder Fotoproduktion durch eine schlechte Vorbereitung entstehen können.

Aber zurück zum Ursprung, woher kommt dieses Wort?

Es ist ganz einfach. Es ist die Kurzform von Reconnaissance und wird nicht nur von der Film- und Medienbranche verwendet sondern dient ursprünglich dem Militär, das bei einer Besichtigung eine Aufklärung durchführt. Ausgesprochen und genutzt wird die Kurzform Recce/ˈrɛki und auf deutsch spricht man es wie [Rekki] aus. Die Mehrzahl einer Recce sind Recces. Die gebräuchlichsten Begriffe:

  • Vorbesichtigung, Besichtigung, Motiv Tour (D)
  • Location Check, Motiv Check (D)
  • Tech Scout oder Technical Scouting, Tech Recce oder Site Survey (US)
  • Location Recce (UK, Europa, Indien, Australien, Neuseeland, Südafrika, Malaysia)

Wozu der ganze Aufwand und wer kommt zur Recce?

Um eine Location und all ihre Eigenschaften kennenzulernen, vereinbaren Location Scouts, Produktionen oder die Kunden selbst, während der Vorbereitungsphase, der Pre-Production eines Films oder eines Fotoshootings, einen Recce Termin mit dem Motivgeber, dem Eigentümer oder Vermieter der Location. Wurde die Location bereits als Motiv ausgewählt, sind für große Filmproduktionen 3 Recce Termine keinesfalls unüblich, wobei in diesem Fall nacheinander die Abteilungen Scouting und Motivaufnahmeleitung, Aufnahmeleitung und Produktion, die Abteilung Szenenbild, Set Design, Set Bau und Kreation mit AD, die Techniker für Bild und Ton und natürlich auch die Kamera mit DOP und Regie am Motiv eintrifft.

Aufgeklärt werden die logistischen, technischen, gestalterischen und strukturellen Gegebenheiten einer Location vor Ort: die Lichtverhältnisse, die Geräusch- und Klangsituationen einer Location und ihrer Umgebung, die vorhandene Ausstattung. Gleiches gilt für die Möblierung, Stil, Farben, Formen, Materialien und nicht zuletzt, die Dimensionen und Lage der Räume für mögliche Einstellungen, Kamerafahrten und Anschlüsse. Auch die Wasser- und Stromversorgung wird geprüft sowie die sanitären Anlagen. All diese Faktoren werden unter Abteilungs-spezifischen Gesichtspunkten erwogen und insgesamt einer großen Realisierungsprüfung unterzogen. Denn vergessen Sie nicht: ein jeder Faktor hat Auswirkungen auf eine Kostenposition, die auf der Kostenkalkulation einer Produktion steht.

Niemals unterschätzen: die Produktions-relevanten Voraussetzungen einer Location

Das Umfeld der Location, die Lage, die Region, die Anreise und Anlieferungsmöglichkeiten werden bei der Besichtigung aktualisiert und notiert - viele Fragen werden vor Ort geklärt:

  • Liegen weitere benötigte Motive in der Nähe?
  • Gibt es geeignete Unterkünfte, Restaurants, Catering?
  • Gibt es gut erreichbare Leihfirmen für Fahrzeuge, Equipment, Ausstattung?
  • Wo ist der nächste Flughafen, Bahnhof oder die Autobahn?
  • Gibt es einen Supermarkt, Baumarkt oder eine Tankstelle?
  • Gibt es Location Nebenräume für Darsteller, Teamaufenthalt, Maske/Garderobe, Lagerung?

Denn auch diese scheinbar einfachen Fragen werden für eine Filmproduktion schnell zu einem gigantischen Kostenfaktor

Wie kommt der große Fuhrpark der Filmproduktion zur Location und wo parken die vielen Fahrzeuge: die RVs, die Trailer, die Mobil-Homes der Hauptdarsteller, das Masken- und Garderoben-Mobil in dem geschminkt wird und in denen sich die Darsteller umziehen können. Wo steht der Caterer mit seinem Catering-Mobil ohne zu stören und wie kommen die Shuttle-Vans vom Flughafen oder vom Hotel zum Drehort, zur Location?  In welchem Stockwerk liegt die Location, gibt es einen Aufzug?

All diese Fragen werden also im Vorfeld einer Produktion geklärt und wirken sich unmittelbar auf die Produktionskosten aus.

Fotoproduktionen nutzen Besichtigungstermine ebenfalls, um Gegebenheiten vor Ort anzusehen. Art Direktoren und Kunden sind gerne dabei, wenn es darum geht, Räume vorab zu besichtigen und Bilder festzulegen. Fotografen oder deren Assistenten nehmen vor allem die Lichtverhältnisse einer Location sehr genau unter die Lupe: denn Licht, das nicht vorhanden ist, muss besorgt, muss ausgeliehen werden. Und natürliches Licht, das stört, muss abgedunkelt werden.

Recces vor einer Location Buchung verfolgen einen sinnvollen Zweck

Locations, die für ein Shooting in Frage kommen, haben möglicherweise Vor- und Nachteile. Die favorisierten Locations, die bereits in der engen Wahl sind, werden also besichtigt um die wirklich optimalen Voraussetzungen für das Shooting zu finden und aus den verbliebenen Favoriten, das am besten geeignete Motiv zu bestimmen. Sehr oft ist die Recce die Voraussetzung für eine Buchung.

In der Regel ist eine Recce nach gegenseitiger Terminabsprache immer kostenlos und bleibt bis zu einer Buchung unverbindlich. Eine Ausnahme gibt es, nämlich dann, wenn die Produktion auf einen ganz bestimmten Termin bestehen muss, der vom Motivgeber jedoch nicht angeboten wurde. Hier entsteht Aufwand, um die Location zeigen zu können. Entweder in Form einer Anreise, falls der Motivgeber selbst nicht vor Ort wäre oder in Form einer Vertretung, um die Location zum Zeitpunkt X zeigen zu können. Solch ein Aufwand sollte nach Absprache von der Produktion erstattet werden. Will man diesen Aufwand vermeiden, muss ein Termin gefunden werden, an dem beide Parteien können und eine kostenlose Besichtigung möglich wäre.

Die optimale Vorbereitung einer Recce

Gehen Sie immer davon aus, dass mehrere Personen zu Ihrer Location kommen. Halten Sie Ihr Mobiltelefon griffbereit, falls sich jemand aus der Produktion verspätet. Ihr Ansprechpartner wird sich bei Ihnen melden und für Sie erreichbar sein.

Sorgen Sie dafür, dass die Location in dieser Zeit nicht genutzt wird, dass alle Wege frei sind, dass Motive nicht blockiert oder verstellt sind und dass alle Räume und Flächen, die Sie zur Vermietung angeboten haben, besichtigt werden können. Dies betrifft Hauptmotive, Nebenmotive aber auch die Nebenräume.

Wertsachen und sehr private Dinge sollten weggeräumt, die Location aufgeräumt sein. Bedenken Sie, dass Fotos zur Dokumentation Ihrer Location erstellt werden, die im Storyboard oder Moodboard verewigt werden, oder im Wohnzimmer bereits eine Szene probeweise nachgestellt wird. Diese Fotos und Aufnahmen machen die Runde und werden vom Team zur Produktionsvorbereitung genutzt.

Die Recce eines Location Scouts, Fotografen oder eines Kunden für die Vorauswahl dauert in der Regel ca. 30 Minuten bis zu einer Stunde. Bei aufwendigen Szenen, an denen viele Abteilungen Vorbereitungen treffen müssen, auch schon mal länger. Die Dauer der Recce hängt auch davon ab, wie groß Ihre Location ist und ob nur Motive innen, oder auch der Außenbereich des Objektes besichtigt werden.

Fazit

Teams, die Locations besichtigen, stehen fast immer unter Zeitdruck. Oft wird an einem oder mehreren Tagen eine Motiv Tour mit mehreren Abteilungen geplant, zu der alle Locations besichtigt werden.

Es mag völlig überflüssig sein dies zu erwähnen, aber es ist eine wunderbare Geste, einem Team Getränke und einen Sitzplatz anzubieten - auch wenn diese aufgrund der Eile im Stehen trinken werden.